Gründungsveranstaltung am 23.07.2021 und „Erlebnistag für eine zukunftsfähige Ernährung“ am 24.07.2021
Der Ernährungsrat der Region Tübingen-Rottenburg hat sich am 13. Juli als gemeinnütziger Verein gegründet. Am 23. Juli fand bei der Nacht der Nachhaltigkeit die offizielle Gründungsveranstaltung statt. Nach einem Grußwort von Sabine Kurtz, MdL und Staatssekretärin im Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) des Landes Baden-Württemberg zur Bedeutung von Ernährungsräten für die Baden-Württembergische Ernährungsstrategie konnten wir in einem Vortrag von David Sipple (Forschungsprojekt KERNiG) Ansätze zu nachhaltiger kommunaler Ernährungspolitik erfahren. Nach feierlichem virtuellen Anstoßen auf die offizielle Gründung des Ernährungsrates folgte die Vorstellung des Fachbeirates (Wer dabei ist, können Sie unter „Über uns“ –> „Der Fachbeirat“ einsehen). Die Veranstaltung endete dann mit offenen Diskussionsrunden, bei denen bereits Vernetzungen verschiedener Akteure und Themen entstanden.
Eine Aufzeichnung einzelner Ausschnitte der Gründungsveranstaltung werden Sie in Kürze an dieser Stelle finden.
Der Ernährungsrat sieht sich als Plattform, um verschiedene Akteure zu vernetzen, die sich für eine nachhaltige Ernährung auf kommunaler Ebene engagieren. Solchen Initiativen sollte mit dem Erlebnistag Raum gegeben werden, ihre Aktivitäten hinsichtlich einer zukunftsfähigen Ernährung zu präsentieren. Bei einer Weinbergführung konnten Interessierte den ökologischen Weinbau von Sabine Koch in Unterjesingen kennenlernen; sie selbst engagiert sich auch als Fachbeirätin im Ernährungsrat. In Rottenburg beteiligte sich der Weltladen mit einem Actionbound-Rundgang – einer digitalen Schnitzeljagd zum Thema Fairer Handel – am Erlebnistag. Viele Passant*innen hielten in der Innenstadt bei der Plakatausstellung und den interaktiven Quiz-Stationen der studentischen Initiative Rosine. Die Studentinnen stellten Fragen rund um die globalen Auswirkungen von unserem Konsumverhalten zu testen und gaben Informationen über Saisonalität, Regionalität und biologischen Anbau.
Zeitgleich gestalteten in der Tübinger Innenstadt verschiedene Läden Erlebnisecken, die noch weiterhin zu sehen sind: Der Speicher präsentierte in seinem Laden eine Ausstellung zum Thema Verpackung(sfrei), im Weltladen konnten sich Besucher*innen über die Wege des Zuckers und Fairen Handel informieren, der Löwenladen lud zum Meet & Greet ein. Vor dem Vividus konnten Interessierte beim Büchertisch in den vielfältigen Literaturangeboten zu nachhaltiger Ernährung und Ernährungsräten stöbern und wer eine Abkühlung suchte, durfte im Vinum bei einer Sommerweinprobe regionalen, ökologischen Wein probieren. Studierende des Studium Oecologicum (Programm zu Bildung für Nachhaltige Entwicklung der Universität Tübingen) engagierten sich ebenfalls beim Erlebnistag: Am Marktplatz luden sie Passant*innen dazu ein, Schritt für Schritt auf einem großen Tuch sich voran zu bewegen, um den ökologischen Fußabdruck der eigenen Ernährung zu messen; außerdem gaben sie in einem Workshop Informationen zu Ernährungskonzepten der Zukunft.
Den Höhepunkt des Erlebnistages bildete ein bunter Nachmittag auf der Streuobstwiese von der Solidarischen Landwirtschaft in Waldhausen: Bei bestem Nachmittagssommerwetter präsentierten sich verschiedene Initiativen mit ihren Angeboten. Studierende des Studium Oecologicum brachten Kindern und Erwachsene zum Raten und Rätseln bei einem Wildpflanzen-Memory. Mit einem eigens mitgebrachten Kühlschrank auf der Wiese führten sie auf kreative Weise vor, wie sich Lebensmittelverschwendung vermeiden lässt. Die Manufaktur+ begeisterte die Besucher*innen mit liebevoll gestalteten Vogelhäuschen und eigens hergestellten Tees, Kräutersalzen, Himbeerzucker, Lavendelsträußchen und Holundersirup. Eine willkommene Erfrischung bot die mobile Saftbar vom Streuobstgut in einem Weinfäßchen. Außerdem präsentierten die Streuobstpädagogen e.V. eine eigens entwickelte App zum Thema Erlebnisraum Streuobstwiese. Eine besonders gefragter Programmpunkt war die Kräuterwanderung des Klimagartens, bei der Besucher*innen mehr über die lokale Wildkräutervielfalt am Ackerrand erfuhren. Welche Bedeutung Kräuter in anderen Ländern haben, erlebten die Teilnehmenden beim Storytelling des interkulturellen Vereins Telar e.V. und Ars Narrandi: Auf Picknickdecken sitzend lauschte man den drei Frauen, die von der Herkunft bestimmter Kräuter und Gewürze in Persien, Indien und Kolumbien und der spirituellen Verbindung von Mensch und Natur erzählten. Die Erlebnisgeschichten und die begleitende Musik aus den Anden sorgten für eine ganz besondere Stimmung, die sowohl Kinder als auch Erwachsene ganz in ihren Bann zog. Zum Abschluss führte Prof. Dr. Michael Weiß (Steinbeis-Innovationszentrum) vor, wie sich aus Lebensmittelresten Terra Preta (aktive Biokohle) herstellen lässt. Terra Preta stößt sowohl im eigenen Garten als auch in der Landwirtschaft auf zunehmendes Interesse, da sie als natürlicher Dünger für eine gute Bodenfruchtbarkeit sorgt und zugleich als Wasserspeicher dient. Besonders Kinder erfreuten sich daran, das Feuer anzufachen, um die Biokohle selbst herzustellen; bei den Studierenden sorgte das Experiment für rege Nachfragen und Wissensaustausch.
Bilder von: Luisa Zimmermann, Arno Schmidt und Birgit Hoinle.