Der Alblinse auf der Spur!

Ernährungsrat und Grüne Werkstatt besuchen das Alblinsen-Projekt in Lauterach

Über viele Kurven, grüne, hügelige Landschaften und durch urige Dorfkerne ging es am Mittwoch, 25. Mai, quer über die Alb nach Lauterach (Alb-Donau-Kreis). 15 Teilnehmende des Ernährungsrates, Multiplikator*innen des Hülsenfrüchte-Projekts und Aktive der Grünen Werkstatt des Botanischen Gartens unternahmen eine Exkursion zum Albleisa-Projekt. Vor Ort erwartete sie bereits Lutz Mammel, Sohn von Woldemar Mammel, der im Jahr 2007 bis nach Sankt Petersburg reiste, um das Saatgut der Alblinse zu retten, das sich auf der Alb bereits verloren hatte. Lutz Mammel ist heute für das Albleisa-Projekt, das es nun seit 2009 gibt, als Geschäftsführer zuständig. Mittlerweile wird die Alblinse auf 450 Hektar angebaut und 140 Kleinbauern und -bäuerinnen der Schwäbischen Alb beliefern das Albleisa-Projekt. Vor Ort in Lauterach finden die Verarbeitung und Vermarktung statt. Beziehen kann man die Alblinsen-Produkte inzwischen auch per Internet, vor Ort im Lädele, in verschiedenen kleinen Bio- und Hof-Läden und manchmal kommen auch noch Bestellungen per Brief rein.

Lutz Mammel gab auf alle Fragen der Teilnehmende ausführliche Antworten und erläuterte beispielsweise die Besonderheiten beim Anbau der Alblinse sowie Unterschiede zwischen den verschiedenen Sorten (z.B. Späth I, Späth II, marmorierte Grüne, etc.). Ebenfalls ging es um die Frage, wie die Zusammenarbeit mit den teilnehmenden Mitgliederhöfen des Albleisa-Projekts funktioniert, die in jährlichen Vollversammlungen zusammenkommen und sich dort über Themen wie Abnahmepreis und Wahl der Stützfrucht besprechen. Interesse erweckten ebenso die weiteren regionalen Produkte, die das Albleisa-Projekt betreibt, wie etwa Leindotter, Nacktgerste und Lupinenkaffee. Viele dieser Produkte konnten die Teilnehmenden anschließend im Lädele erkunden und z.T. probieren, wie etwa einen aus regionalem Buchweizen hergestellten Brand. Der zweite Teil der Exkursion führte aus dem Dorf hinaus auf einen Acker, wo der Mitarbeiter des Albleisa-Projekts Franz Häussler Wissenswertes rund um den Anbau der Alblinse erklärte. Auf dem Feld gab es eine Mischkultur zu besichtigen aus Alblinse, Gerste und Buchweizen. So benötigt die Linse immer eine Stützfrucht, die etwa zur gleichen Zeit erntereif sein muss. Die Gerste wiederum wird auch regional vermarktet, beispielsweise in der Ehinger Bergbierbrauerei. Der Alblinsen-Anbau erfolgt entsprechend der Bioland-Richtlinien ohne Einsatz von Pestiziden und Kunstdünger, durch den Anbau in Mischkultur ist dies ohnehin nicht erforderlich, da Linsen bzw. Hülsenfrüchte im Allgemeinen selbst Nährstoffträger sind und Böden mit Stickstoffen beliefern. Allerdings können Felder nur alle sechs Jahre mit Linsen bewirtschaftet werden, damit sich die Bodenfruchtbarkeit erholt, dies macht einen Anbau im Rotationssystem erforderlich.

Mit der Exkursion konnten die Teilnehmenden vielfältige Eindrücke vom Linsenanbau und -verarbeitung mit nach Hause nehmen. Insbesondere die Multiplikator*innen des Projekts Hülsenfrüchte-Vielfalt haben damit neue Anregungen für kommende Workshops mit Schulklassen gewinnen können. Derzeit bietet der Ernährungsrat Workshops zum Thema Hülsenfrüchte-Vielfalt für Grundschulen und Unterstufe an. Die Multiplikator*innen wurden in Kooperation mit dem EPiZ Reutlingen, Genbänkle e.V. und der Grünen Werkstatt ausgebildet und stehen für Anfragen zum Thema Hülsenfrüchte-Vielfalt zur Verfügung. Für die breite Öffentlichkeit gibt es am 10. Juli um 14 Uhr im Botanischen Garten der Universität Tübingen einen Vortrag mit Lutz Mammel über die Wiederentdeckung der Alblinse.